Geschichte des Posaunenchores Brockhausen-Rabber
Der Posaunenchor Brockhausen-Rabber ist er der älteste Gemeindeposaunenchor der Ev.-luth. Landeskirche Hannover.
Junge Brockhauser Männer besuchten im Jahre 1850 ein Missionsfest in Jöllenbeck bei Bielefeld, wo der im Ravensburger Land bekannte Pastor Johann Heinrich Volkening amtierte. Die Männer gehörten zu den vielen Menschen, die zu seinen Missionsfesten kamen. Als sie erstmals den Jöllenbecker Posaunenchor hörten, reifte in Ihnen der Entschluss, auf gleiche Art auch die Gottesdienste und christlichen Feste ihrer Kirchengemeinde verschönern zu helfen.
Musikinstrumente waren damals verhältnismäßig teuer, das Geld aber weit weniger flüssig als heute; doch sie wussten: Gott wird weiterhelfen. Und er half:
Ein Brockhauser Bauer „schoss“ ihnen 180 Mark vor, so dass sie eines Tages in den frühen Morgenstunden den 30 km langen Fußmarsch nach Osnabrück zum Kauf der ersten Musikinstrumente antreten konnten. Mit zwei Trompeten, einem Klapphorn, einer Tenorzugposaune und zwei Basszugposaunen langten sie in den späten Abendstunden wieder in Brockhausen an. Ein Fußmarsch von 60 km lag hinter ihnen, doch was kümmerten sie die Strapazen des Tages, sie besaßen ja jetzt Instrumente. An dem festen Willen, sofort mit den Übungsstunden zu beginnen, mangelte es auch nicht, und so sah das Rott (ein kleines Wäldchen in Brockhausen) die erste Übungsstunde der ersten 6 Posaunenbläser des Brockhauser Posaunenchores. Unter ihnen waren: Engelken, Albers, Kuhlmeyer, Weber und Wehrmann, der später Missionar wurde. Das war im Jahr 1851.
Es dauerte nicht lange, bis die Brockhauser Bläser weit und breit in der Gegend bekannt waren und auch oft von anderen Kirchengemeinden zu Festen eingeladen wurden. Man legte dabei auch die weitesten Entfernungen zu Fuß zurück.
Eine Blütezeit erlebte das Blasen und Singen in Brockhausen unter der Leitung des Schneidermeisters Jobst Albers, der mancherlei musikalische Kenntnisse besaß. Er war als Geselle in Hannover und später in Hermannsburg gewesen und hatte dort schon gewisse Eindrücke und Kenntnisse über Instrumente und dergleichen erhalten.
Sein 25-jähriges Bestehen feierte der Posaunenchor 1876 auf Gerkepotts Hof in Brockhausen. Es war zugleich Missionsfest.
Das 50-jährige Bestehen wurde 1901 im Rott gefeiert, das 60-jährige 1911 in Niemanns Holz bei Rabber. Einer der Festredner an diesem Jubiläum war der Superintendent Kaune aus Bramsche. Er erzählte von einer Begebenheit, die in den Bramscher Akten zu lesen sei:
Der Posaunenchor von Brockhausen ist in der ersten Zeit seines Bestehens beim König von Hannover verklagt worden: „Neuerdings hat sich bei uns sogar ein Posaunenchor gebildet, der Unruhe in der Gemeinde stiftet.“ Da soll der König geantwortet haben: „Die Pastoren haben die Leute lange genug in den Schlaf gepredigt. Nun ist es gut, wenn die Chöre die Leute aufwecken.“
Zu den Brockhauser Bläsern kamen dann bald auch solche aus Rabber hinzu. Die Verbindung der beiden Dörfer Brockhausen und Rabber waren ja schon immer sehr eng.
Entscheidenden Einfluss auf den Chor gewann Pastor Kuhlo. Man besuchte ihn öfters und hörte sein Sextett. Gerade das hat den Bläsern sehr gedient. Es erweckte in ihnen die Vorstellung eines gewissen Klangideals.
Im 2. Weltkrieg verlor der Chor eine große Anzahl Mitglieder. Dennoch wurde die Mitwirkung bei besonderen Anlässen wahrgenommen. Nach dem Krieg erlebte der Chor einen großen Aufschwung.
Das 100-jährige Bestehen wurde am 10.06.1951 wieder im „Rott“ gefeiert. Von der Mitte des Dorfes aus zogen die 200 Bläser zum Festplatz. In einem Bericht des Wittlager Kreisblattes wurde erwähnt, dass sich 2.000 Zuhörer eingefunden hätten, darunter auch Prinzessin Viktoria Luise aus Hannover.
Auch in den Posaunenchören gab es noch Überraschungen, an die kaum jemand in früheren Zeiten gedacht hätte. Die Chronik des Posaunenchores sagt aus, dass im Jahr 1975, also 124 Jahre nach seiner Gründung erstmals Mädchen oder Frauen im Chor mit musizieren durften.
In einem großen Zelt auf dem Gelände der Landmaschinenfabrik Klausing wurde das 125-jährige Bestehen im Zusammenhang mit dem Kreisposaunenfest gefeiert. 200 Bläserinnen und Bläser und 700 Gäste nahmen in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Zelt teil. Die Predigt beim Festgottesdienst zum 150-jährigen Bestehen des Posaunenchores hielt Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann. Die Halle auf dem Hof Kruse in Rabber platzte im Mai 2001 aus allen Nähten und die 1.500 aufgestellten Stühle reichten nicht aus für die Bläserinnen und Bläser und die Gäste.
Bis in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg gab es kaum eine andere Musik in unserer Kirchengemeinde, als die des Posaunenchores. Heute ist die dominierende Stellung des Chores zurückgegangen, doch besteht eine lebendige Wechselwirkung zwischen den beiden Posaunenchören Barkhausen, Brockhausen-Rabber und der Kirchengemeinde. Ja, die Kirchengemeinde Barkhausen-Rabber wird heute wohl die einzige Kirchengemeinde mit zwei immer einsatzfähigen Posaunenchören sein.
Die Posaunenchöre des I. Osnabrücker Kreisverbandes und ihre Gründungsjahre
1851 Brockhausen-Rabber
1874 Melle-Petri
1881 Hoyel
1882 Bad Essen
1884 Neuenkirchen
1886 Arenshorst-Herringhausen
1887 Bohmte
1895 Lintorf
1899 Buer
1900 Hunteburg
1904 Barkhausen
1936 Venne
1954 Oldendorf
1961 Bennien
1970 Melle-Paulus